Stadtgeschichte

Zahlreiche Baudenkmäler sind in und um Vreden zu finden.

Eine detaillierte Übersicht der eingetragenen Baudenkmäler Vredens sind im Geodaten-Atlas des Kreises Borken nachzusehen.

 

Pulverturm (Haus Franke)

Beim "Pulverturm" handelt es sich um das älteste nicht-kirchliche Gebäude Vredens. 
Im Volksmund ist das alte Gemäuer, das nach seiner Errichtung noch relativ frei in der damaligen Stadtbefestigung gestanden haben muss, auch als "Pulverturm" bekannt.
Im frühen 19. Jahrhundert wird das Gebäude im Nachbarschaftsbuch noch als "dom" (lat. "domus"=massiv gebautes Steinhaus") bezeichnet.


Hinter der Fassade des Hauses Franke aus dem Jahr 1961 schlummerte ein Gebäudekern aus der Zeit des Mittelalters. Dieser ist ein turmartiges Gebäude, das auf der Innenseite der Stadtmauerlinie gestanden hat.

In 2012 wurde die alten Gemäuer per Hand freigelegt. Das angebaute Haus Franke wurde Stück für Stück abgetragen.


Im Kern geht das Haus Franke auf einen Wach- oder Pulverturm der Stadtbefestigung zurück. Damit steht fest, dass es schon vor dem 30jährigen Krieg gestanden haben muss. Bei Untersuchungen waren im 60 cm dicken Mauerwerk Schlitzscharten und früh verfüllte Fensteröffnungen entdeckt worden.

Der turmartige Kern und der Gewölbekeller des Gebäudes sind in die Denkmalliste der Stadt Vreden eingetragen.

 

Norbertstein

Der Norbertstein erinnert in Großemast an den heiligen Norbert von Xanten (circa 1080 bis 1134). Im Jahr 1115 überraschte ein Gewitter den Grafen Norbert von Gennep auf seiner Reise. Er hatte sein Ziel schon fast erreicht als er vom Blitz getroffen wurde. Er überlebte - und änderte sein Leben.

Der Adelige widmete fortan dem Glauben sein Leben und gründete einen
noch heute existierenden Orden. Die katholische Kirche sprach ihn 1582 heilig.
 

Der Heimatverein hat diese Gedenkstätte im Jahre 1934 eingerichtet.

900 Jahre nach dem historischen Bekehrungsereignis wurde 2015 in Vreden das "Norbertjahr" gefeiert. Aus diesem Anlass ließ der Heimatverein eine zweite Bronzetafel an der Gedenkstätte anbringen
.

Die Nünning-Cohausen-Säule auf dem Kirchplatz in Vreden

Das Andenken an Jodokus Hermann Nünning und Johann Heinrich Cohausen, zwei interessante Vredener Persönlichkeiten der Barockzeit, will der Heimatverein Vreden durch eine Gedenksäule wachhalten.

 

Nünning, der als Scholaster des Stiftes Vreden und als Historiograph tätig war, und Cohausen, der als Mediziner und Verfasser zahlreicher Bücher in Vreden arbeitete, verband mehr als 40 Jahre hindurch eine enge Freundschaft.


Zur Erinnerung an die beiden Wissenschaftler wurde im Bereich ihres früheren Wohnsitzes in Vreden eine Sandsteinsäule aufgestellt werden.

Huningsche Wassermühle

Bis 1948 hatte die Mühle des Zellers Joan-Bernhard Huning rd. 140 Jahre ihren Dienst getan. Sie war dann ihrem Schicksal überlassen worden, bis der Heimatverein zur Rettung dieses einmaligen Denkmals aufrief.
Schon 1976 zeichneten und maßen Architekturstudenten aus Detmold das Äußere und Innere dieser Mühle. Doch erst 1993 konnte der Kauf der Mühle finanziert werden. Nachdem auch die Finanzierung des Wiederaufbaus gesichert war, begann am 15.8.1996 der Wiederaufbau der Mühle.
Über 20 Jahre waren ins Land gegangen, als am 11. Juni 1998 die Einweihung der Wassermühle im Stadtpark erfolgte und sie der Öffentlichkeit übergeben wurde.
Inzwischen ist sie die einzige Mühle in Deutschland, die auch einen Hubschrauber antreibt. Im Rahmen der Skulpturen-Biennale 2005 wurde auf der gegenüberliegenden Uferseite ein Hubschrauber aufgestellt, dessen Rotor-Blätter durch das Wasserrad der Mühle angetrieben werden.

Weitere Info: F. Volmer: Die Huningsche Wassermühle, in: Westmünsterland.
Jahrbuch des Kreises Borken 1998, S. 175 - 177.

 

Synagogengedenkstätte

In Zusammenarbeit mit der Stadt Vreden, die die Finanzierung übernahm, konnte der Heimatverein dieses Projekt verwirklichen.
An der Stelle der ehemaligen Synagogengasse ist vor der Wand des bestehenden Wohn- und Geschäftshauses bis zur Fahrgasse ein Quadrat aus „Kesslingen“ gepflastert worden.

Ein dezenter Stern ist mit einem Graubasaltpflaster flächig gefüllt. Die drei zur Fahrgasse zeigenden Zacken des Sterns werden durch etwa zwei Meter hohe Graubasaltsäulen dreidimensional betont. An diesen drei dreieckigen Säulen sind die bronzenen Gedenktafeln angebracht.
 
Die mittlere Tafel trägt die Inschrift: „ Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die verfolgt, vertrieben und in Konzentrationslagern ermordet wurden.“
 
Auf der Säule daneben sind die Namen der 23 jüdischen Opfer aus Vreden würdevoll festgehalten. Auf der dritten Säule ist zu lesen "Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Vreden, sie wurde 1808 erbaut, während des Pogroms am 9. November 1938 von Nationalsozialisten verwüstet und 1944 abgebrochen."
 
Die Gedenkstätte ist vom Fußweg einsehbar und wird seitlich sowie zur Fahrgasse von einer Hainbuchenhecke umrahmt. In der Stadt Vreden hat ein eindrucksvolles Denkmal seinen Platz gefunden, wo einmal Menschen in ihrem Gotteshaus gedankt, gesungen und gebetet haben.
 
Das im Jahre 2000 fertiggestellte Denkmal bildet seit dem 9. November 2000 alljährlich einen würdigen Rahmen für die Gedenkveranstaltung anläßlich der Pogromnacht 1938.
 

Friedhofsdenkmal

„Über 1000 Jahre, zwischen 800 und 1807, bestatteten die Vredener aus Stadt und Kirchspiel ihre Toten um die Pfarrkirche St. Georg“, so lautet die Inschrift auf dem Friedhofsdenkmal am Kirchplatz vor der Pfarrkirche St. Georg. Am 29. Juni 2002 erfolgte nach dem Pontifikalamt am Hochfest der Stadtpatrone Petrus und Paulus die Einweihung des Denkmals.
In den erwähnten 1000 Jahren wurden ungefähr 30 Generationen bestattet. Im Zuge der Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und eines geänderten Empfindens für Hygiene und Trinkwasserschutz wurden die Friedhöfe außerhalb der Städte neu eingerichtet.
Die künstlerische Gestaltung von Friedhofsdenkmal und Bronzereliefs übernahm der Künstler Paul Tönnißen aus Beckum.

Weitere Info: G. Leeck,
Erinnerungen an eine tausendjährige Begräbnisstätte, in: Westmünsterland. Jahrbuch des Kreises Borken 2004, S. 218 - 220.

Bußmanns Kreuz

Beim dem sog. Bußmannschen Kreuz handelt es sich um ein altes Prozessionskreuz aus dem 18. Jahrhundert.
Wegen seines ursprünglichen Standortes unter einer alten Eibe in der Nähe der Gaststätte Bußmann wird es als Bußmanns Kreuz bezeichnet.
 
Nach dem Umbau der Kreuzung wurde es zunächst an die Turmmauer der Marienkirche versetzt und befindet sich jetzt im Altarraum der Marienkirche.
 
Als 2001 die Planungen für einen Kreisverkehr begannen, kam von den Anwohnern die Anregung, auf der Verkehrsinsel eine Kopie des alten Kreuzes aufzustellen.
Der Heimatverein hat die Anregung ausgearbeitet und die Planungen zur Neuaufstellung in Zusammenarbeit mit der Stadt Vreden durchgeführt.
 
Zu Karfreitag (09. April 2004) wurde eine originalgetreue Kopie des Unterbaus mit Kreuz aus Sandstein an nahezu alter Stelle auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs aufgestellt. Die Finanzierung erfolgte aus Spenden und aus Mitgliedsbeiträgen.
 
Als zweiten Bauabschnitt ließ der Heimatverein in einem aufwändigen Abguss die beiden historischen Sandsteinfiguren, Corpus Christi mit darunter trauernder Madonna, kopieren und zur großen Prozession im Sommer 2006 aufstellen.

Weitere Info: Dr. Volker Tschuschke: Festbuch der Pfarrgemeinde St. Marien, 2007

Bronzereliefs zur Stadtgeschichte

Aus Anlass seines 75jährigen Bestehens im Jahre 2001 hat der Verein sich selbst und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Vreden ein Geschenk in Form von drei Stadtmodellen gemacht, denn finanziert wurde es lediglich aus den Beiträgen der Vereinsmitglieder. Die drei Stadtmodelle im Maßstab 1 : 1000, die alle den gleichen Geländeausschnitt zeigen, sind jeweils aus Bronze gegossen und besitzen eine Größe von 80 cm x 80 cm. Sie zeigen drei markante Entwicklungsstadien Vredens, die das Wachsen in der Zeit um 1050, dann bis 1324 und schließlich um 1650, anschaulich dokumentieren. Ergänzend zu jedem Wachstumsstadium befindet sich ein Siegel oder Wappen auf den Modellen.
Vreden besitzt mit diesen Stadtmodellen ein dreidimensionales Geschichtsbuch, das die Geschichte des Ortes sprichwörtlich begreifbar macht.

Weitere Info: G. Leeck: Vredener Geschichte in Bronze gegossen, in: Westmünsterland.
Jahrbuch des Kreises Borken 2003, S. 103 - 107.

Baugeschichte der Pfarrkirche St. Georg rekonstruiert

Seit einem halben Jahrhundert bestand in Vreden der Wunsch, dass die Ausgrabungen, die Professor Wilhelm Winkelmann in den Jahren 1949 bis 1951 in den Trümmern der 1945 durch Bomben zerstörten Pfarrkirche St. Georg durchgeführt hatte, wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Über die Ausgrabungen wurden nur zwei Vorberichte in den 50er Jahren publiziert.

Im Jahre 2001 führten Gespräche zwischen dem Vorsitzenden des Vredener Heimatvereins und der Leiterin des Westf. Museums für Archäologie, Frau Dr. Gabriele Isenberg, zur Aufarbeitung der Winkelmann’schen Altgrabung unter St. Georg.
Bei der Finanzierung wurde der Heimatverein Vreden vor allem durch das Land Nordrhein-Westfalen, Vredener Sponsoren und nicht zuletzt durch die Hausherrin, die Pfarrgemeinde St. Georg, unterstützt.
Die Auswertung der archäologischen Untersuchungen übernahm Herr Harald Weiß im Rahmen seiner Dissertation. Die überraschenden Ergebnisse seiner Forschungen gaben Anlass zu weiteren Maßnahmen: um einem breiten Publikum den archäologischen Befund unter St. Georg auf Dauer weiterhin zugänglich zu machen, wurden die Fundamente und Mauern der Vorgängerbauten gereinigt und gefestigt. Zudem erwartet die Besucher nun eine eindruckvolle Präsentation, die die 1200jährige Baugeschichte von St. Georg durch Lichtinstallationen und Computeranimationen nachvollziehbar veranschaulicht.

Das Land Nordrhein-Westfalen nahm den Abschluss dieser Arbeiten zum Anlass, die zentrale Eröffnungsveranstaltung zum Tag des Offenen Denkmals am 11.09.2005 nach Vreden zu vergeben. Parallel dazu würdigte das Hamaland-Museum in Vreden – Kreismuseum Borken – den Abschluss der Arbeiten mit einer Sonderausstellung über „Stift und Stadt Vreden im Spiegel der Archäologie“. Als Begleitbuch für diese Ausstellung und die Führungen in der Krypta St. Georg erschien als Band 69 in der Reihe des Heimatvereins ein Buch mit 13 Beiträgen, die die gesamte Archäologie von der Steinzeit bis zur Gotik (15./16. Jh.) abdecken.

Weitere Info: Peine, H.-W./ Terhalle, H. (Hg.): Stift – Stadt – Land. Vreden im Spiegel der Archäologie, Vreden, 2005. Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 69, Vreden 2005 (siehe auch „Veröffentlichungen“)